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UV-Update als Brücke zum Digitaldruck

Das Unternehmen kbprintcom.at nutzt seine Erfahrung im traditionellen Druck als Basis für zukünftige Innovationen
Von Klemens Ehrlitzer
Dem Boom folgte der Abstieg. Mit Einführung des Personal Computers in den 1980er Jahren erlebten Endlos- und Formulardruckereien einen steilen Aufstieg. Als weitere digitale Entwicklung folgte das Desktop Publishing, das der Branche im Laufe der Jahre viel Potenzial wieder entzog und einen mehrjährigen Konzentrationsprozess auslöste.

Dieser führte dazu, dass sich die Formulardruckbranche z.B. in Österreich von ehemals knapp zwei Dutzend spezialisierten Druckereien auf heute zwei reduziert hat. Eine davon ist die kbprintcom.at Druck+Kommunikation GmbH in Vöcklabruck, eine 100-prozentige Tochter der DPI Holding GmbH (Data Print Innovation) mit Sitz in Wien. Sie hatte die Zeichen der Zeit jeweils erkannt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Und auch auf die nächsten Herausforderungen der Digitalisierung ist die Unternehmensgruppe bereits strategisch vorbereitet, wie der vorliegende Beitrag beschreibt.
Im August 2014 hat kbprintcom.at eine bestehende Zehnfarben-Offsetrotation mit aktueller UV-Technik der neuen BLK-6-Generation von IST METZ ausgerüstet. Durch diese Investition erschließt sich das Unternehmen eine deutliche Leistungssteigerung für die Müller-Martini-Druckmaschine vom Typ Progress S, die in Vöcklabruck 1995 in Betrieb genommen worden war. „Der komplette Ausstattungswechsel an der rund 20 Jahre alten Zehnfarben-Rollenoffsetmaschine stellt keinen Widerspruch zu unserer Überzeugung dar, dass die Zukunft im Digitaldruck liegt", meint Martin Kroiss, CEO der DPI Holding. „Auf Rationalisierungsmaßnahmen an unseren Rollenoffsetmaschinen werden wir im Einzelfall nicht verzichten, auch wenn die Zeiten von Neuinvestitionen im klassischen Endlosdruck für uns vorbei sein dürften. Allerdings sollten sie sich innerhalb von wenigen Jahren rechnen", so seine plausible Erklärung.
Produktivität und Qualität gesteigert
Der erwähnte Austausch der UV-Ausstattung ist hierfür ein Paradebeispiel. Der Nürtinger UV-Anbieter IST METZ stellte bei ersten Gesprächen im Oktober 2013 einen beträchtlichen Sprung bei Leistung und Qualität mit Hilfe des „UV-Updates" in Aussicht, da eine hohe Effizienz zu den wichtigsten Merkmalen der aktuellen BLK-6-Baureihe zählt. Obwohl die Leistungsaufnahme der UV-Systeme im Vergleich zum Vorgängermodell rund 10% geringer ist, stellen sie rund 40% mehr Energie zur Härtung auf der Materialbahn zur Verfügung. Ermöglicht wird dies nach Herstellerangaben durch Fortschritte bei der Lampen- und Reflektortechnik und den Einsatz moderner Vorschaltgeräte-Technologie sowie die genaue Abstimmung der Komponenten aufeinander. Manfred Bernegger, Prokurist und Leiter des Einkaufs bei kbprintcom.at, kann die Leistungssteigerung nach den Praxiserfahrungen der ersten Monate bestätigen. „Wir sind in der Lage, Druckgeschwindigkeiten über 250 m/min in einem sicheren Fertigungsprozess zu realisieren, was uns eine wesentlich höhere Produktivität bringt. Außerdem erzielen wir mit der neuen Ausstattung auch eine bessere Qualität", so Manfred Bernegger, „und das alles ohne Investition in eine neue Maschine."
Senkung der Betriebskosten
Langfristig können die Verantwortlichen bei kbprintcom.at mit weiteren Vorteilen rechnen, ist Volker Selg von IST METZ überzeugt. Er stützt sich dabei auf die Erfahrungswerte der bisherigen BLK-6-Installationen, die neben einem niedrigeren Stromverbrauch beispielsweise deutlich gesteigerte Standzeiten der Verschleißteile wie Lampen und Reflektoren zeigen. Die Lebensdauer der UV-Lampen ist nach Beobachtungen des UV-Anbieters gegenüber der bisher eingesetzten Generation teilweise doppelt so hoch. Bei Reflektoren ist annähernd eine Verdreifachung zu verzeichnen. Desweiteren bietet der integrierte UV-Online-Sensor die Möglichkeit, die Leistung und den Lampenzustand zu erfassen. Das sorgt für eine hohe Sicherheit im Prozess.
Die beschriebenen Vorteile tragen zur Senkung der Betriebskosten bei und verbessern so die Wirtschaftlichkeit der Maschine. Eine wichtige Rolle spielt für Gerhard Engelbrecht, Produktionsdirektor bei DPI Holding, in diesem Zusammenhang die präventive Wartung. Die Sauberkeit von Reflektoren und Lampen ist ein wesentlicher Faktor für deren Lebensdauer und Leistung. Die regelmäßige Kontrolle und Reinigung ist deshalb im Arbeitsplan verankert. Die Einhaltung der Reinigungsintervalle wird dem Bedienpersonal durch die gute Zugänglichkeit erleichtert. Gewöhnen musste sich das Personal zu Beginn lediglich an die erhöhte Leistungsfähigkeit der UV-Härtung. Es lernte jedoch schnell, die verfügbare Energie punktgenau einzusetzen.
Nachrüstung als Übergang zum Digitaldruck
Zusätzlich zur komplett modernisierten UV-Ausstattung hat kbprintcom.at der Zehnfarbenmaschine vom Typ Progress S auch eine neue Registersteuerung spendiert. Insgesamt setzt das Unternehmen in Vöcklabruck aktuell drei Offsetrotationen für die Produktion von Mailings ein – neben der Zehn- auch noch eine Sechs- und eine Achtfarbenmaschine. Dass die Wahl bei der Nachrüstung auf das ältere Maschinenmodell fiel, ist für Volker Selg keineswegs überraschend. Weltweit sind ihm mehrere ähnliche Projekte mit der gleichen Maschinenbaureihe bekannt. Neuere Modelle sind in der Regel mit mehr Elektronik ausgerüstet, die sich bei Nachrüstungen häufig als hinderlich erweist. Je nach Alter der Maschine kann die Verfügbarkeit von elektronischen Ersatzteilen problematisch werden.
Langfristig wird die DPI Holding im Bereich Mailing-Druck auf digitale Drucksysteme setzen. So plant das Unternehmen, einen Großteil dieser Aufträge in drei bis vier Jahren im Digitaldruck auszuführen. Damit wird sich der Schwerpunkt der Firmenaktivitäten noch weiter in Richtung eines Kommunikations- und Druckdienstleisters verschieben (siehe Infokasten „Transformation eines Unternehmens"). In der Vergangenheit hat der klassische Druckbereich oftmals die Mittel zur Entwicklung neuer Geschäftsfelder erwirtschaftet. In der Zwischenzeit entfallen bereits rund zwei Drittel des Umsatzes auf Geschäftsbereiche neben der Druckproduktion.

Druck auch in Zukunft wichtiges Standbein
Ein kompletter Wandel zum reinen Dienstleister ist für kbprintcom.at allerdings nicht vorgesehen. Eigene Druckkapazitäten werden vom Unternehmen als nötig erachtet, um die Kundenanforderungen nach hoher Qualität und kurzen Lieferfristen auch bei immer schnelleren Produktionszyklen abdecken zu können. Und im Gegensatz zu Geschäftsdrucksachen, deren Volumen rückläufig ist, verzeichnen Mailings noch Wachstum. Dabei werden die Auflagen der einzelnen Druckaufträge stetig kleiner, da immer mehr Zielgruppen selektiert und mit zunehmend hochwertigeren Mailings bedient werden. Diese Entwicklung kommt der Unternehmensgruppe entgegen. Seit Jahren baut sie schon gezielt Know-how im IT-Bereich auf. Mit der entsprechenden Erfahrung rund um Daten, Logistik und Druck verfügt sie über die erforderliche Grundvoraussetzung für erfolgreiche Mailing-Kampagnen.
Der jahrelange Wandel von einer Formulardruckerei zu einem innovativen Kommunikations- und Druckdienstleister für den gesamten deutschsprachigen Raum wird weitergehen, ist Martin Kroiss überzeugt. In Österreich sieht sich die Unternehmensgruppe bereits als Marktführer. Die Zukunftspläne sind entsprechend ehrgeizig. So hat man bei kbprintcom.at beispielsweise vor, im Jahr 2018 das heutige Produktionsverfahren des Rollenoffsetdrucks durch den Rolleninkjet zu ersetzen.

kbprintcom: Transformation eines Unternehmens
Der Ursprung von kbprintcom.at liegt in der 1970 gegründeten Formulardruckerei Kroiss & Bichler. Im Verlauf seiner Firmengeschichte hat sich das Unternehmen aus Vöcklabruck in Oberösterreich zu einem starken Dienstleister für Mailingprodukte entwickelt. 1999 fusionieren die kb-endlos Kroiss & Bichler GmbH und der zur Moore-Gruppe gehörende Druckbereich unter dem Dach der DPI Holding. Verschiedene vorher übernommene Druckereien wie Carl Ueberreuter, Berger, J.C. König & Ebhardt, Pfanner sowie der Formularbereich der Österreichischen Staatsdruckerei werden zusammengefasst und zur Jahrtausendwende in printcom Druck+Kommunikation GmbH umbenannt. Über viele Jahre verfolgen kb endlos und printcom erfolgreich eine Zwei-Marken-Politik. 2014 wiederum ist für die DPI Holding schließlich die Zeit reif, so CEO Martin Kroiss, die beiden Organisationen zusammenzuführen, um Synergien zu nutzen. Die kürzlich vollzogene Umbenennung in kbprintcom.at dokumentiert dies. Im neuen Firmennamen sind beide ursprünglichen Bezeichnungen enthalten und der Zusatz „.at" weist auf die wachsende Bedeutung der Online-Entwicklung hin.
Außerdem wird in der Unternehmensgruppe der Begriff Druck nicht als Wiedergabe von Buchstaben, Zahlen und Bildern definiert, sondern als kontrolliertes Aufbringen von pastösen Medien auf Substraten. Diese Sichtweise erweitert das Spektrum der Möglichkeiten vor allem auf zukünftige Wachstumsmärkte wie den funktionalen Druck. Ein Bereich ist Printed Electronics, in dem bereits erste Produkte entwickelt wurden. Ein zukünftiges Einsatzgebiet könnte z.B. der Druck von Teststreifen im Gesundheitsbereich sein, einschließlich der damit verbundenen Organisationsaufgaben. Und nicht zuletzt sind professionelle Anwendungen des 3D-Drucks ein weiteres Zukunftsfeld, mit dem sich das Unternehmen beschäftigt.

www.kbprint.com

 

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